La Vida Loca!

Bilder © by Gabriele Senft

Nach bald 3 Jahren Corona haben die Mitglieder des Straßenchors sich entschlossen wieder ein wenig aus der Dunkelheit zu treten. Sie hat die Einsamkeit besonders getroffen, da die meisten von Ihnen nur während der Chorproben so etwas wie Gemeinschaft erleben konnten. Leider war ein regelmäßiges gemeinsames Proben durch die Umstände kaum möglich. Nur in der Gemeinschaft konnten sie so frei und losgelöst sein, wie das normale Leben in der Gesellschaft es ihnen nicht gestattet. Im Lockdown wurde die Idee geboren, diese verrückte Leichtigkeit der verschiedenen Charaktere auf die Bühne zu bringen und ein buntes Programm aus Liedern zum Leben und Leben lassen zu gestalten. Trotz der Umstände, die uns fast die Gemeinschaft gekostet hätten, können wir jetzt mit Freuden sagen: "La Vida Loca!" Und so ist das Motto unseres Konzertes geboren. Ein Mix aus brandneuen und bekannten Klassikern des Chors waren der Rahmen in dem wir den Wunsch nach "Leben" im Abgeschottet-Sein nach außen tragen wollten, um den Funken wieder zu entzünden, der so lange auf Sparflamme lief.

 

Wir wollen es nicht beschönigen: Es war hart. Hart zu sehen, wie Seelen brachen und verwurzelte Ängste ihren festen Platz einnahmen. Dies kostete uns mehr als wir dachten. Angefangen von schwierigen Probenverhältnissen, bis hin zu Mitgliedern, die sich nicht mehr vor die Türe trauten, oder einfach nicht mehr kamen, weil irgendwie alles in der Luft hing. Wir haben auf diesem Weg viele Federn gelassen, aber wir sind weiter gegangen.

 

Wir mussten mit ansehen wie unser Ensemble schrumpfte und Bemühungen neue Mitglieder zu gewinnen vom Treibsand der Unbeständigkeit verschluckt wurden. Aber wir mussten auch sehen und hören, wie andere Chöre mit den selben Problemen in der Pandemie kämpften und gefallen sind. Keiner wollte akzeptieren, dass wir dem selben Schicksal gegenüber standen. Die Pläne standen, doch wie sollte man es realisieren? Dann kam mitten in der Pandemie der Lichtstrahl, den wir uns erhofften. Und wieder einmal zeigte sich "Wunder geschehn", wenn man nur daran glaubt.

 

Dank einer gigantischen Spende vom pme Familienservice (https://www.familienservice.de/), und der Unterstüzung vom Chorverband, nahm unsere Idee Form an und fasste Fuß. Wir planten ein Chorwochenende mit intensiven Vorbereitungsproben an der Musikakademie Rheinsberg, welches dann auch Anfang Dezember stattfand. In ruhiger und abgeschiedener Umgebung, mit der Athmosphäre um Schloss Rheinsberg, probten wir in einem engen Probenplan fast drei Tage lang gemeinsam für den großen Abend und veranstalteten in gemeinsamer Runde auch eine kleine Weihnachtsfeier, was die Chormitglieder nach der intensiven Probenzeit auch brauchten. Am Ende des Chorwochenendes war der Plan deutlich definiert und die Chormitglieder fühlten sich vorbereitet für den großen Abschluss des Jahres. Auch unsere Stimmbildnerin Samantha Britt (http://www.samanthabritt.com/), ihreszeichens Opernsängerin mit amerikanischen Wurzeln, bereitete sich intensiv mit uns gemeinsam vor.

 

Als besonderes Highlight, hatten wir unter anderem "Amadeus, Amadeus" von Falco in einer speziellen Version geplant. Doch bis zum Auftrittstag, wollte es nicht so recht funktionieren. Während der Generalprobe waren wir schon fast am Überlegen, den Song aus dem Programm zu streichen, doch schlussendlich entschieden wir uns, den Song als Zugabe zu performen. Und wie das so ist bei uns, dem Chor der Hoffnung, wir haben die Bedenken als Antrieb genutzt. Schließlich wollten wir zeigen, dass nichts unmöglich ist und wir auch bei Schwierigkeiten über uns hinaus wachsen können.

 

Und dann war es soweit! Die Kirche war voll und viele alte Bekannte waren vor Ort. Ein Mix aus Rock, Pop, Klassik und Oper schallte durch das Gewölbe und unsere Stimmen wurden eins mit der Freude, die aus unseren Gesichtern strahlten. Wir warfen die Ängste der letzten Jahre im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Müllhaufen der ausklingenden Pandemie und zeigten dem geneigten Publikum dass wir mehr als nur Randgestalten der Gesellschaft sind. Auch gedachten wir unseren verstorbenen Mitgliedern. Samantha und Stefan steuerten die klassischen Töne diverser Opernarien bei und so wurde das Konzert ein fulminantes Erlebnis für Chor und Zuhörer.

 

Tränen der Rührung flossen im Publikum, überragender Applaus lohnte unsere Mühen und wir brachten uns selbst wieder auf ein neues Level des Performens und Erfahrens. Auch die Zugabe ging auf einmal wie von Selbst. Dean als rappender Solist brachte den Song nach vorn und alle ließen sich mitreissen. Wir strahlten wieder, so wie früher. Der ganze Saal schwang mit auf dieser Welle der Freude.

 

Aufgrund dessen, was wir als Feedback bekommen haben, wurden die Erwartungen des Publikums mehr als übertroffen und viele äußerten, dass sie mit ganz anderen Vorstellungen in das Konzert gegangen sind. Umso toller war das, was wir Ihnen geboten haben.

 

Fast zwei Jahre Vorbereitung mit Unterbrechungen durch die Pandemiemaßnahmen liegen hinter uns und vor uns die Welt danach. Wir haben keine Furcht mehr und sind schon wieder am Pläne schmieden. Wir starten wieder durch und egal was kommt, wir haben die Umstände der letzten Jahre überstanden, dann wird auch das Kommende uns nicht mehr schrecken! Seid gespannt!

 

Danke an Gabriele Senft, für die tollen Fotos!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0